Ich werde mit Ihnen einen meiner Lieblingstexte der Schriftstellerin Anri Focillon teilen, mit dem Titel "Lob der Hand". Diese beiden sind nicht passiv identische Zwillingsschwestern. Sie unterscheiden sich nicht voneinander als zwei Schwestern - älter und jünger - noch als zwei ungleich begabte Dienstmädchen, von denen die eine in allen Künsten geschickt ist und die andere durch monoton grobe Arbeit stumpf geworden ist. Ich glaube überhaupt nicht an die Überlegenheit der rechten Hand. Ohne die linke Hand fällt sie in eine schwere, unfruchtbare Einsamkeit. Die linke Hand, ungerechterweise als die schlechte Seite des Lebens bezeichnet, ein gefährlicher Teil des Raumes, wo man nicht auf den Geist der Toten, Feinde oder Vögel stoßen sollte, ist in der Lage, sich durch Übung an alle Aufgaben ihrer Gegenspielerin anzupassen. Gebaut wie die rechte Hand, besitzt sie die gleichen Fähigkeiten, die sie aufgibt, um ihrer Schwester zu helfen. Hält sie nicht den Baumstamm oder den Axtgriff genauso fest? Greift sie nicht den Körper des Gegners genauso fest? Ist ihr Schlag schwächer? Auf der Violine produziert sie doch direkt durch Berühren der Saiten Noten, während die rechte Hand die Melodie mit dem Bogen verbreitet. Es ist wirklich ein Segen, dass wir keine zwei rechten Hände haben. Wie würden verschiedene Aufgaben verteilt werden? Was in der linken Hand ungeschickt ist, ist für eine hochentwickelte Zivilisation wirklich notwendig. Die linke verbindet uns mit einer würdigen menschlichen Vergangenheit, mit einer Zeit, als der Mensch noch nicht zu geschickt war, als er noch nicht, wie es heißt, "alles tun konnte, was er mit seinen zehn Fingern wollte". Wenn es anders wäre, würden wir in einer schrecklichen Welle der Virtuosität ertrinken. Zweifellos würden wir die Fertigkeit der Jongleure an die äußersten Grenzen treiben und wahrscheinlich dort bleiben.